Chronische Bauchschmerzen bei Kindern: Wann sie harmlos sind – und wann man genauer hinsehen sollte
Warum Bauchschmerzen bei Kindern so häufig vorkommen
Viele Eltern kennen den Satz „Mama, Papa, ich habe schon wieder Bauchschmerzen“ nur zu gut. Gerade weil diese Beschwerden so oft auftreten, ist es nicht leicht zu unterscheiden, ob sie harmlos sind oder ob doch mehr dahintersteckt. Chronische Bauchschmerzen können viele Ursachen haben – von völlig ungefährlich bis medizinisch relevant. Um Eltern Orientierung zu geben, ist entscheidend zu wissen, ab wann eine Abklärung sinnvoll wird und welche Warnzeichen zu beachten sind .
Wann eine Abklärung notwendig wird
Von chronischen Beschwerden spricht man, wenn Bauchschmerzen über mindestens zwei Monate hinweg bestehen und mehrmals pro Woche auftreten. Warnhinweise, die ernst genommen werden sollten, sind regelmäßige Übelkeit, Erbrechen, Sodbrennen sowie eine ungeklärte Gewichtsabnahme oder ausbleibende Gewichtszunahme. Auch Stuhlunregelmäßigkeiten wie Durchfall, hartnäckige Verstopfung, Blut- oder Schleimauflagerungen sowie alltägliche Einschränkungen – etwa häufige Fehlzeiten in der Schule – sprechen für einen Besuch beim Kinderarzt.
Wie die Diagnose abläuft
Je nach Beschwerden können verschiedene Untersuchungen sinnvoll sein. Häufig gehören Blutanalysen, Stuhldiagnostik oder eine Ultraschalluntersuchung des Bauches zu den ersten Schritten. Ergänzend können Atemtests zur Abklärung von Laktose-, Fructose- oder SIBO-Unverträglichkeiten eingesetzt werden. Nur in ausgewählten Fällen sind weiterführende Untersuchungen wie Gastroskopie oder Koloskopie notwendig, um eine genaue Diagnose zu stellen.
Chronische Verstopfung als häufige Ursache
Die wohl häufigste Ursache für langanhaltende Bauchschmerzen im Kindesalter ist die chronische Verstopfung. Sie macht sich durch seltenen oder sehr harten Stuhlgang bemerkbar und kann für Kinder sehr schmerzhaft sein. Manche entwickeln kleine Einrisse am After, die zu Blutspuren am Toilettenpapier führen. Auch Stuhlschmieren in der Unterwäsche ist typisch. Obwohl die Obstipation meist nicht gefährlich ist, sollte sie früh erkannt und behandelt werden, um eine Verschlechterung der Beschwerden zu verhindern.
Zöliakie: Eine Autoimmunerkrankung, die oft unerkannt bleibt
Eine weitere mögliche Ursache für wiederkehrende Bauchschmerzen ist die Zöliakie. Diese Autoimmunerkrankung führt dazu, dass glutenhaltige Lebensmittel eine Entzündung im Dünndarm auslösen. Kinder zeigen dabei häufig eine Mischung aus Bauchschmerzen, Müdigkeit, Reizbarkeit, Kopfschmerzen, Blähungen oder Verstopfung. Auch schlechtes Wachstum kann ein Hinweis sein. Wichtig ist, dass vor jeder Umstellung auf eine glutenfreie Ernährung eine ärztliche Abklärung stattfindet, damit die Diagnostik zuverlässig bleibt.
Chronisch entzündliche Darmerkrankungen erkennen
Seltener, aber besonders relevant, sind chronisch entzündliche Darmerkrankungen wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa. Hierbei greift das Immunsystem irrtümlich körpereigenes Gewebe im Verdauungstrakt an. Die Erkrankungen äußern sich häufig in Schüben und können neben Bauchschmerzen auch blutige Durchfälle, Appetitlosigkeit, Gewichtsverlust, Müdigkeit oder Blutarmut verursachen. Eine rechtzeitige Diagnose ist wichtig, um Entzündungen gut zu kontrollieren und das Wachstum der Kinder nicht zu gefährden.
Nahrungsmittelunverträglichkeiten: Ein seltener, aber möglicher Auslöser
Unter den weniger häufigen Ursachen finden sich Nahrungsmittelunverträglichkeiten. Besonders verbreitet ist die Laktoseintoleranz, bei der ein Enzymmangel dazu führt, dass Milchzucker nicht richtig verdaut wird. Typische Symptome wie Blähungen, Bauchkrämpfe, Durchfall oder Übelkeit treten meist kurz nach dem Konsum entsprechender Lebensmittel auf. Da es sich nicht um eine Allergie, sondern um eine Verdauungsstörung handelt, erfolgt die Diagnose über validierte Atemtests.
Expertise im Kinderarzt Nest
Der Beitrag wurde von Dr. Katharina Becher, Fachärztin für pädiatrische Gastroenterologie, zusammengefasst. Im Kinderarzt Nest betreut sie Kinder und Jugendliche mit unterschiedlichsten Beschwerden des Verdauungstrakts. Dazu gehören Bauchschmerzabklärungen, Verstopfung, chronische Darmerkrankungen, Zöliakie sowie verschiedene Unverträglichkeiten. Ihre Spezialisierung ermöglicht es, Beschwerden gezielt einzuordnen und individuelle Behandlungsstrategien zu entwickeln, damit Kinder wieder unbeschwert durchs Leben gehen können.
Über die Autor*innen des Beitrags
Dieser Beitrag wurde fachlich zusammengefasst von Dr. Katharina Becher und Dr. Thomas Pachtner, zwei erfahrenen Expertinnen im Bereich der pädiatrischen Gastroenterologie. Dr. Becher betreut im Kinderarzt Nest vor allem Kinder und Jugendliche mit Beschwerden des Magen-Darm-Trakts und bringt ihre umfassende Erfahrung in die Abklärung von Bauchschmerzen, Verstopfung, Zöliakie und Nahrungsmittelunverträglichkeiten ein.
Dr. Thomas Pachtner, der die kindergastroenterologische Ambulanz im St. Josef Krankenhaus leitet, steht Familien sowohl im Nest 19 als auch im Nest 13 zur Verfügung und begleitet auch weiterführende Untersuchungen wie Gastroskopien oder Koloskopien. Beide Ärztinnen vereinen spezialisierte Expertise mit einem feinfühligen Zugang zu jungen Patient*innen – ideal, um Eltern bei der Orientierung rund um wiederkehrende Bauchschmerzen zu unterstützen .